WhatsApp steht dieser Tage (erneut) im Kreuzfeuer der Kritik. Die Abwanderungswelle zu alternativen Messengern war dabei gross genug, um eine Reaktion des Facebook-Konzerns hervorzurufen. Zugleich zeigt sich beim genaueren Hinsehen, dass auch WhatsApp-Alternativen ihre Probleme haben, die man vor einem Wechsel kennen sollte.
Auslöser der aktuellen Empörungswelle bei WhatsApp ist die recht kurzfristige Ankündigung neuer Nutzungsbedingungen. Wer diese nicht bis zum 5. Februar akzeptiert hatte, sollte gesperrt werden. Wesentlicher Stein des Anstosses: Es schien, als wolle WhatsApp nun weitere Daten über die Nutzerschaft mit Facebook und anderen Unternehmen teilen.
Facebook hat diesem Eindruck inzwischen widersprochen. Es gehe lediglich darum, künftig Chats mit Unternehmen zu erlauben. Alle privaten Unterhaltungen seien weiterhin sicher. Zugleich verschob man die Deadline für die Zustimmung vom 5. Februar auf den 15. Mai.
Dass Öffentlichkeit und Nutzer so gereizt auf Facebook reagieren, sollte nicht erstaunen. Das Unternehmen hat sich seinen schlechten Ruf rund um Datenschutz und Privatsphäre schliesslich über die Jahre hart erarbeitet.
Insofern darf man skeptisch sein, wenn Facebook nun behauptet, es gehe nicht darum, personalisierte Werbung mit WhatsApp-Informationen zu füttern. Das mag heute stimmen. Ob das morgen noch stimmen wird, ist offen. Zumal sich die Nutzungsbedingungen an diesem Punkt selbst zu widersprechen scheinen, wenn man einmal genauer hinschaut.
Zudem kann beides richtig sein: Ja, die Chats selbst sind weiterhin sicher. Aber viel interessanter ist, was mit den Metadaten geschieht. Dazu gehört, wer mit wem wie häufig spricht. WhatsApp sammelt darüber hinaus generell mehr Daten als beispielsweise Apples iMessage oder der alternative Messenger Signal.
Eine andere Stolperfalle in Sachen Sicherheit ist die Verschlüsselung. Geschieht die Ende-zu-Ende ist sie an sich schon sehr gut. Aber inwiefern das auch für die Backups der eigenen Unterhaltungen beispielsweise in Apples iCloud gilt, scheint nicht ganz klar.
Aussagen eines Mitarbeitenden in Apples PR-Team drehen sich ausserdem darum, dass die Verschlüsselung auf den Geräten gegen «Hacker, Diebe und Verbrecher» schützen soll. Die zahlreichen neugierigen Augen diverser Behörden werden hingegen nicht erwähnt. Das ist bekanntlich vor allem ein Problem mit US-basierten Anbietern, weshalb die «Privacy Shield»-Abkommen zwischen den USA und der Schweiz sowie der EU inzwischen ungültig sind. Nicht zuletzt deshalb gilt: Je weniger Daten ein Messenger überhaupt erfasst und speichert, desto besser. Denn Daten, die es nicht gibt, können auch nicht weitergegeben werden.
Eine häufig empfohlene WhatsApp-Alternative ist Signal. Zu dessen Fans gehören der Tesla- und SpaceX-Macher Elon Musk sowie noch wichtiger: Whistleblower Edward Snowden. Aber wie schlägt sich der Messenger mit Blick auf Sicherheit und Datenschutz?
Die Liste liesse sich weiter fortsetzen. Eine gute Übersicht gibt die Seite Secure Messaging Apps Comparison.
Die Aufregung um WhatsApp ist sicher berechtigt. Facebook hat über die Jahre gezeigt, dass das eigene Geschäft meist wichtiger ist als die Interessen der Nutzerschaft. Angeblich will man künftig den Datenschutz priorisieren. Aber ob es wirklich dazu kommt, bleibt abzuwarten.
Bei der Wahl einer Alternative sollte man gleichzeitig genauer hinschauen. Denn nicht alle Konkurrenten sind automatisch in allen Belangen besser.